Der Penis lügt nie: schwulbuch.wordpress.de

Notizen aus einem schwulen Leben


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Der Herr der Augenringe

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Es sind gute Zeiten, dank der AfD und Massenmördern in schwulen Diskotheken, als homosexueller Mann schwere Depressionen zu entwickeln. Glücklicherweise habe ich einmal gelesen, dass Schlafentzug bei der Therapie schwerer Depressionen eingesetzt wird und damit ähnlich gute Erfolge wie mit einem pharmakologischen Antidepressivum erzielt wurden. Nun gehört Schlafentzug zur Stellenbeschreibung eines Flugbegleiters wie Tomatensaft und Vorsaft. Und es stimmt tatsächlich – es geht doch nichts über das kleine Hoch, das einem 24 durchgemachte Stunden bescheren. Während also die Uniform im Schrank hängt, und ich über Grindr das Menü des Room Service begutachte, treibe ich – mangels der intellektuellen Fähigkeit, etwas anderes zu tun – durch Youtube und entdeckt so manche Perle.

Vielleicht fesselte mich die Tatsache, dass Lady Gaga in dieser Perle so aussieht, wie ich mich in meinem Kopf fühlte: Sie in Strapsen und mit Haaren wie vom Friseur einer Troll-Psychiatrie gestylt trifft Elton John – und das so großartig, als würde ein Power Top einen Power Bottom treffen, was ja so ziemlich so ist, als würden Lady Gaga und Elton John zusammen einen Song aufnehmen. Und wieder einmal bestätigt sich, dass Sex und Musik aus derselben Fachabteilung der Schöpfung kommen: Es geht immer um Harmonie.

Nun sind schlafentzogene Hochs eine wackelige Sache, denn es droht jederzeit der Absturz, so als würde sich Lady Gaga auf Plateau-High Heels um die eigene Achse drehen. Was sie prompt in diesem Video tut. Die neuronale Lage in meinem Gehirn stabilisiert sich wieder auf Hoch, als dann der Überraschungs-Act Ru Paul mit ausgestrecktem Arm um die Ecke schreitet. Miss Paul, eigentlich bekannt für ihre seitenschiefe Frisur der Marke „Ich habe auf der Autobahn mal das Fenster runter gemacht“, war beim gleichen Stylisten wie Lady Gaga und hat es damit geschafft, so auszusehen, als wäre sie drei Meter groß. Und auch diese Show ist so großartig, als hätte unser Power Paar ein Fläschchen Poppers gefunden.

Und weil bei Harmonien, beim Sex und bei Musik alle guten Dinge drei sind, finde ich in den Youtube-Vorschlägen den Klassiker aller Duette: Elton John und Ru Paul. Damit schließt sich der Kreis, denn das beste Antidepressivum ist noch immer ein liebendes Herz. Und bietet mein Leben mir auch so manches High, so ist die sanfteste Landung noch immer die in den Armen meines Freundes. Der erträgt es, wenn ich nach getaner Arbeit hysterisch von wirren Frisuren fabuliere, er dreht die Lautstärke runter, wenn ich ihm meine Youtube-Entdeckungen begeistert mit aufgerissenen Augen vorspiele und er hält mich fest, bis ich eingeschlafen bin.

Und weil in Zeiten wie diesen Antidepressiva dringend nötig sind, hoffe ich, dass ich Sie mit diesem  kleinen Text ein wenig in Richtung von Ru Pauls Haaren bringen konnte: immer schön nach oben. Zur Stimmungsaufhellung muss es nicht unbedingt eine durchgemachte Nacht sein, manchmal reichen ein paar Youtube-Videos, die zeigen, wie bunt das schwule Leben ist. Oder noch besser: ein Power-Kuss von einem Menschen, den man liebt.


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Girls, girls, girls

Ich baue auf Sie, lieber Leser, liebe Leserin. Ich weiß, dass es immer ein wenig riskant ist, über meinen Job als Flugbegleiter zu jammern. Und auch wenn es für die meisten Menschen schwer zu verstehen ist, so kann das ständige Verreisen in die Städte der Welt anstrengend sein. Ich habe ein tolles Leben, einen wundervollen Freund, eine großartige Wohnung in der ein noch großartigeres Bett steht. Da fällt es an so manchem Tag schwer, den Körper unter der warmen Decke hervor zu quälen, den Scheitel auf gefährlich zu ziehen und die Uniform anzupellen, den Koffer zu schnappen, Abschiedskuss und mit einem Seufzen zum Flughafen zu fahren.
Aber irgendwann mischt sich in den süßen Schmerz der Trennung so etwas wie Vorfreude. Das liegt vor allem an meinen Kollegen. Zugegeben, viele, aber nicht alle männliche Kollegen sind schwul und meine Arbeit damit ein wahr gewordener Traum. Hier müssen sich die Heten outen. Die Worte „Mein Freund“ provozieren nichts. Manchmal muss ich mich selbst am Hintern kratzen, um es zu glauben.
Aber dann sind da noch die Kolleginnen. Jene eleganten Frauen, die in ihren hohen Schuhen, mit Rock und Mantel, hochgestecktem Haar und dezentem Make up ihre Köfferchen gemeinsam mit mir zum Flughafen schleppen und Stewardessen im besten Sinne darstellen.
Sie sind in einer überraschenden Mehrzahl mit nur einem Wort zu beschreiben: hinreißend. Oftmals steckt hinter der Stewardess mit ihrer einschüchternd kühlen Attraktivität eine witzige, intelligente Frau. Meine schönsten Erlebnisse während meiner Flüge hatte ich mit Frauen. Ob vor Glück kreischend auf dem Dach des Rockefeller Centres, ob Tränen lachend in der Gondel einer Seilbahn in Teheran, ob blitzeblau in einer Cocktailbar in Buenos Aires, immer waren es die Mädels, mit denen ich den meisten Spaß hatte. Und wenn nun in der aktuellen Sexismus-Debatte von Stewardessen als Beispiel für die Frauen in den „Lächel“-Berufen gesprochen wird, was nebenbei bemerkt in doppelter Hinsicht abwertend ist, erscheint es erwähnenswert, dass viele meiner Kolleginnen mehr als lächeln können und z. B. einen Hochschulabschluss haben. Ich bin schon mit Lehrerinnen, Sinologinnen, Juristinnen, Ärztinnen, Anglistinnen, Betriebswirtinnen und Politikwissenschaftlerinnen geflogen. Was sie aber nicht gehindert hat, wenn es drauf ankommt, auch derbe Witze zu verstehen und zu reißen – denn glauben Sie bloß nicht, werte attraktive männliche Fluggäste, dass Sie unbemerkt blieben.
Wie großartig diese Frauen jedoch sind, zeigte sich z. B. auf meinem letzten Flug, als eine ältere Dame plötzlich einen Kreislaufzusammenbruch hatte und das Bewusstsein verlor. Nun wird jeder verstehen, dass es mit einem Lächeln hier nicht getan ist. Und so packten meine Kolleginnen und ich die Dame gemeinsam, zogen sie aus ihrem Stuhl, überprüften ihre Vitalfunktionen, riefen einen Arzt und fingen an, das medizinische Equipment bereit zu stellen. Und das alles in innerhalb von wenigen Minuten. Denn wenn es darauf ankommt, pfeift eine richtige Stewardess auf ihren Nagellack. Jene Dame erholte sich übrigens wieder recht schnell – sie hatte seit zwei Tagen nichts gegessen, weil sie zur Beerdigung ihrer Mutter flog. Auch hier hilft ein Lächeln nicht weiter.
Warum schreibe ich das alles hier? Vermutlich weil es eine Liebeserklärung an all die tollen Frauen sein soll, mit denen ich schon die anstrengendsten Flüge gemeistert und dabei oft sogar noch lachen konnte. Wenn Sie das nächste Mal in ein Flugzeug steigen, und von einer Stewardess mit einem Lächeln begrüßt werden, lächeln Sie einfach mal zurück. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben Sie eine tolle Frau vor sich. Denn wer sagt, dass das Lächeln immer nur einseitig sein sollte?
Dafür erzähle ich Ihnen auch noch einen Witz, den ich – völlig verblüfft – von einer älteren und bis dato eher stillen Kollegin aufgeschnappt habe. Sie begrüßte damit einen etwas erschöpften Kapitän, der nach 11 Stunden Flugzeit vor der Landung noch mal einen Kaffee trinken wollte und dafür kurz das Cockpit verlassen hatte, mit folgenden Worten:
Was fickt am besten und spricht auch noch französisch?

C’est moi.


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Big for Japan

Irgendetwas hat mich immer befremdet, wenn ich auf den Grindr-/Gayromeo-Profilen einiger User „no asians“ oder jenes beleidigend semihöfliche „sorry, no asians“ gelesen habe. Ich bin ein Glückskind, dass ich es meinem Beruf verdanke, heute zu wissen, was mich daran gestört hat. Und so lautet mein Motto nun: „Sorry, no »No Asians«“.
Es ist eine offen stehende Rechnung mit meinem Leben als schreibender Flugbegleiter: Seit ich im Januar einen Flug nach Japan im Dienstplan hatte, wollte ich Ihnen, ehrenwerter Leser, etwas über dieses faszinierende Land schreiben, das mich seit meiner ersten Begegnung innerlich in Flammen gesetzt hat und immer wieder anzieht.
Aber wie schreibt man über etwas, das eigentlich unbeschreiblich ist? Ich könnte es auf der allgemeinen Ebene versuchen und dieses Land in einem Wort beschreiben: Perfektion.
Ich könnte es auf der praktischen Ebene versuchen, und Ihnen erzählen, wie erstaunlich es ist, wenn der Zug in die Nachbarstadt, der laut Auskunft im Hotel eine Fahrzeit von 40 Minuten hat, um 19.31 Uhr auf dem Bahnsteig einfährt und um 20.11 Uhr mit dem Schlag des Sekundenzeigers im Zielbahnhof eintrifft.
Ich könnte Ihnen erzählen, wie angenehm es ist, wenn auf der idiotensicheren Wegbeschreibung, die das Hotel selbstverständlich als Kopie vorrätig hat, neben dem Zugfahrplan auch noch die Fahrzeit mit dem Taxi nebst Preis steht.
Ich könnte Ihnen erzählen, wie schön es ist, wenn man einen Kuchen in einem Café bestellt und dieser nicht in der Folie verbleibt, sondern auf einem hübschen Teller nebst einer gekühlten Kugel Schlagsahne mit einem dekorativ arrangierten Minzblättchen präsentiert wird.
Ich könnte Ihnen berichten, wie das Wechselgeld penibel sortiert, gleich ausgerichtet und exakt vorgezählt wird, dass Trinkgeld als unhöflich gilt und statt dessen ein guter Service mit einer Verbeugung und den Worten „Eine ehrenwerte Anstrengung“ honoriert wird – worüber sich die Angestellten auf eine herzerwärmende Weise freuen.
Ich könnte Ihnen erzählen, wie es ist, wenn ein Japaner hinter einem her läuft, weil er glaubt, man hätte etwas verloren oder sich verlaufen. Oder wie Hotelangestellte mit einem erkrankten Kollegen von mir den ganzen Tag im Krankenhaus verbringen und weit über ihren Feierabend hinaus dort bleiben, um zu übersetzen und dafür zu sorgen, dass der Erkrankte gut (und ich meine auf Weltspitzen-Niveau) versorgt ist.
Ich könnte Ihnen von der Anmut japanischer Mädchen und Frauen im Kimono vorschwärmen, die in einer Jahrhunderte alten, heiligen Zeremonie mit Lilienblüten geweihtes Wasser, welches gut für die Gesundheit ist, an die Besucher verteilen.
Ich könnte Ihnen etwas über geheizte, musizierende Klobrillen, sprechende Rolltreppen und Fingerbefeuchter zum Abreißen der Plastik-Tüten im Supermarkt erzählen. Und doch würde ich mit all diesen Geschichten nur an der Oberfläche kratzen.
Ich könnte Ihnen aber auch etwas über das allgegenwärtige Lächeln erzählen, das natürlich nicht mit unserem Lächeln zu vergleichen ist und für die meisten Europäer in seinen Facetten eigentlich nicht zu dechiffrieren ist. Japaner bleiben ein Geheimnis, aber eines der schönsten dieser Welt.
Unbegreiflich bleibt für einen Europäer auch das Klären von zwischenmenschlichen Belangen. Hierarchien, Seniorität und eine für uns unerhörte Höflichkeit prägen die Konversationen. Auch hier bestimmt die perfekte Beherrschung der Konventionen und Regeln das Miteinander. Dabei wird größten Wert auf Respekt und Höflichkeit gelegt, so dass sich das permanente Lächeln und die Vermeidung der Worte „Nein“ oder „Weiß nicht“ quasi zwangsläufig ergeben. Immer gilt es, auch unter größten Verrenkungen, einen Gesichtsverlust des anderen zu vermeiden, um ihn oder sich nicht zu blamieren – denn auch der Gesichtsverlust eines Gegenübers ist für einen Japaner äußerst unangenehm.
Das ist für viele westlich geprägte Menschen und ihrem Anspruch, Gefühle und Befindlichkeiten möglichst authentisch zum Ausdruck zu bringen, befremdlich. Man muss das auch nicht mögen, aber man muss die Anmut und die Leistung dahinter erkennen, dass ein ganzes Volk, ohne das Wort „Nein“ zu benutzen, ein erdbebensicheres Hochhaus in die Luft oder einen Mann ins Bett bekommt.
Apropos: Ein durchschnittlicher schwuler Japaner würde wohl nie auf die Idee kommen, „No Europeans“ oder Ähnliches in den Avatar seiner Online-Knatter-Bewerbung zu schreiben. Zwar wissen sicherlich auch hier schwule Männer besser als alle anderen, dass sich beim Sex häufig Gleich am liebsten mit Gleich gesellt, weil man eben doch am liebsten unter Seinesgleichen liegt. Aber das Wort „No“ so schroff zu verwenden würde als sehr unhöflich und respektlos gelten, weil es andere beschämen könnte. In der japanischen Logik verliert übrigens so nicht nur der Abgewiesene sein Gesicht, sondern auch der Abweisende.
Und wer ein bisschen darüber nachdenkt, kommt dahinter, dass diese Logik nicht nur in Japan gilt.


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Arzt oder Apotheker?

Dann ist Ihre Mutter sicherlich stolz auf Sie. Ich glaube, meine Mutter war nicht ganz glücklich, als ich ihr das erste Mal von meinem neuen Beruf erzählte. Und dies ist nur eine Nebenwirkung der Fliegerei.
Eine weitere interessante Nebenwirkung meines Jobs ist die Tatsache, dass seine Offenbarung mit der Sicherheit eines nicht erscheinenden Gayromeo-Dates eine Reaktion provoziert. Ich weiß nicht, ob es Ärzten oder Apothekern ähnlich geht und ob ihr Gegenüber in Kennenlernsituationen entweder euphorisch aufdreht oder, zweite und schlechtere Variante, „Puh, das könnte ich aber nicht, denn das ist doch bestimmt wahnsinnig anstrengend.“ sagt. Auch immer wieder gerne gehört: „Das habe ich auch mal überlegt, wollte dann aber was Richtiges machen.“
Kleine Strandnotiz: Ich habe selten bei diesen Menschen den Eindruck, dass sie den richtigen Beruf gewählt haben.
Unter uns: Ich könnte auch kein Arzt oder Apotheker sein, habe es aber noch nie ausgesprochen, als mir jemand das entsprechende Geständnis machte. Anders hingegen bei Flugbegleitern. Dieses Wort löst anscheinend sämtliche Hemmungen, was unter anderen Umständen nicht das Schlechteste ist, hier jedoch ein wenig anstrengend wird. Denn meistens gerate ich nun in eine männerbewegte Rechtfertigungshaltung. Ich fühle mich genötigt, zu erklären warum der Beruf trotzdem schön ist und man nicht nur im Flieger albern mit Sauerstoff-Maske rumsteht und dann Tablette an Köpfe schleudert, sondern dass es eigentlich immer was zu lachen gibt – wofür sollten die Passagiere sonst da sein? Und dass man in tollen Städten oft genug Freizeit hat, um sich umzuschauen, einzukaufen oder Ärzte und Apotheker kennen zu lernen.
Doch bei all dem Glanz gibt es zugegebenermaßen auch die Schattenseiten und Nebenwirkungen: Eine davon ist die permanente Müdigkeit und leichte, aber sehr unterhaltsame Stimmungsschwankungen. Wenn im Schnitt eine Nacht pro Woche fehlt, hilft auch selten eine Kanne Kaffee, die müden Glieder in Bewegung zu setzen. Stattdessen sitzt man wie Eusebia, die Nachteule, daheim und starrt die Wand an, beschäftigt mit der Frage, was man gerade noch mal denken wollte. Dann fällt einem der Wäscheberg wieder ein und die Tatsache, dass man denken wollte, dass dieser für den heutigen Tag einfach zu viel ist.
Und plötzlich kippt die Stimmung, der Hintern erhebt sich schlagartig und am Ende fliegen die Sicherungen raus, weil Staubsauger, Waschmaschine, Wäschetrockner, Geschirrspüler, Mikrowelle und Wasserkocher gleichzeitig in Benutzung doch etwas viel für die Stromleitungen ist.
Neulich wurde ich schlagartig wach, als ich glaubte, das orangefarbene Schimmern an der Küchendecke würde von einer angelassenen Herdplatte verursacht werden. Aber dann war doch nur die Sonne aufgegangen.
Natürlich ist ein Job, bei dem die Sicherungen rausfliegen nicht für jedermann etwas. Aber welcher Beruf ist das schon? Und ist es nicht merkwürdig, dass die Menschen mich überhaupt an ihren Überlegungen teilhaben lassen? Einen Arzt oder Apotheker oder Pornodarsteller setzt man ja auch nicht diesen Rechtfertigungsanreizen aus. Oder tue ich das hiermit gerade?
Dabei hat alles im Leben Nebenwirkungen, wie Sitzbeschwerden nach einer erfolgreichen Nacht, rote Augen nach einem schönen Abend oder Minderwertigkeitskomplexe nach dem Anschauen von Pornodarstellern.
Also wenn Sie das nächste Mal vor einem Flugbegleiter stehen oder knien wollen, wählen Sie Ihre erste Reaktion mit Bedacht. Am besten zucken Sie einfach mit den Schultern oder anderen Körperteilen. Alles andere könnte Nebenwirkungen haben und Sie den Spaß und Ihre Wohnung die ein oder andere Sicherung kosten. Und erklären Sie das dann mal Ihrer Mutter.


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Uschi, ich und die dunklen Augen

Ach, es ist schon schwer, ein Sexgott zu sein.

Das ist doch mal ein märchenhaftes Comeback für einen schwulen Blog, oder? Ich weiß, dass ich meine Leser lange habe warten lassen, aber hier ist es nun: Letztes Jahr kamen Uschi Blum und die Kernenergie zurück, jetzt bin ich wieder da, strahlender denn je.
Und falls es Sie interessiert, was ich in der Zwischenzeit getan habe, so warte ich mit einem weiteren Knaller auf: Ich habe die erektionsfeindliche Existenz als Angestellter hinter mir gelassen und mich in die luftigen Höhen der Flugbegleitung begeben. Bitte lassen Sie, solange die Anschnallzeichen leuchten, einmal Ihre Vorurteile über die Angehörigen der vögelnden fliegenden Zunft in den Staufächern über Ihrem Kopf, so wie ich meine Vorurteile über meine Leser dort belasse, denn ich möchte Sie an einer faszinierenden Entdeckung teilhaben lassen: Als schwuler Mann ist es möglich, sich auf der ganzen Welt daheim zu fühlen.
Nehmen wir einfach Thailand – ein Traum von einem Urlaubsziel, denn die Menschen dort sind so freundlich, dass sich nach einem halben Tag ein Dauergrinsen ins eigene Gesicht meißelt, welches ich eigentlich nur bei der Verabschiedung von 300 Passagieren nach einem 12-Stunden-Flug entwickele. Doch kaum begibt man sich in einem solchen Stimmungsparadies in die Gay-Community, fühlt man schlagartig at home, denn die abschätzigen Blicke und die lasziv-arrogante Attitüde der Bedienungen gleichen ihren deutschen Äquivalenten ebenso wie ihre Frisuren des Modells „explodierter Pudel“.
Und noch eine Entdeckung möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Während in nordischen Kreisen dunkle Haut und dunkle Männer eine erotische Faszination ausüben, ist es jenseits des Äquators die helle europäische Haut, die Ähnliches auslöst. Es ist kaum zu glauben, aber hier müssten sich – sollte meine Theorie zutreffen – schwule Freunde im Café treffen und sich darüber austauschen, wie gut europäische Männer im Bett sind und dass man nach einem Europäer nur noch mit Europäern kann.
Zumindest schließe ich das aus der Beobachtung allgegenwärtiger Werbung für hautaufhellende Cremes und aus den flehenden dunklen Augen, die sagen „I need you tonight.“.
Und jetzt wissen Sie auch, was so schwer an meinem luftigen Leben ist.


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Die gefährlichste Frage der Welt …

… lautet nicht etwa: „Was ist die Wahrheit?“ oder „Gibt es einen Gott?“. Überraschenderweise lautet die gefährlichste Frage der Welt: „Was verdient ein Flugbegleiter?“. Wer’s nicht glaubt kann es hier: http://www.cabin-power.de/forum/thread.php?id=7 nachlesen.
Eine einfache Frage führt zu persönlichen Angriffen, Beleidigungen und Unterstellungen. Sehr unterhaltsam und dem Berufsfeld wegen für dieses Blog von Bedeutung.
Denken Sie also zu Ihrer eigenen Sicherheit daran, beim nächsten Flug, das Kabinenpersonal nicht nach seinem Verdienst zu fragen – es könnte gefährlich werden …